Antisemitismusforschung

Im Rahmen der Reihe Kritische Nachwuchswissenschaftler_innen: Bengt Bethmann (Hannover): Materialistische Antisemitismuskritik am Beispiel der marxschen Judenfrage und dem »Kapital«.

Bengt Bethmann (Hannover):
Materialistische Antisemitismuskritik am Beispiel der marxschen Judenfrage und dem "Kapital". Dieser Vortrag beschäftigt sich mit den Problemen und Vorteilen für eine Antisemitismuskritik, die sich aus dem beispielhaften Vergleich der beiden marxschen Texte "Zur Judenfrage" und dem "Kapital" ergeben. Hierbei soll vor allen Dingen die Perspektive einer Antisemitismuskritik geprüft werden, die sich mit der Lektüre des "Kapital" eröffnet. Während Marx hinsichtlich seiner hauptsächlichen Frage nach der Emanzipation der Juden in "Zur Judenfrage" (1844) noch unmaterialistisch argumentiert – gleichwohl in emanzipierter junghegelianischer Manier – wird erst im späteren "Kapital" (Band 1 erschien 1867) seine Gesellschaftskritik zu einer grundlegend materialistischen. Damit eröffnet sich durch die Lektüre des "Kapital" auch eine ganz andere Perspektive für die Kritik an antisemitischen Deutungsmustern. Das ist die These, von der sich der Vortrag leiten lässt. So soll gezeigt werden, dass sich die marxsche Gesellschaftskritik in der Judenfrage noch auf die eher schemenhaft bleibende Analyse historischer Differenzen erstreckt, im "Kapital" hingegen die Gesellschaftskritik erst sich materialisiert und zur entscheidenden Kritik der politischen Ökonomie wird. Damit lässt sich auch ein Fortschritt im Marxschen Denken ausmachen, mit dem sich das Phänomen des Antisemitismus ausgereifter kritisieren lässt, obwohl beide Schriften den Begriff des Antisemitismus noch nicht kennen. Die Veranstaltung findet in Raum 110 statt.