Im Lesekreis wollen wir uns mit der politischen Theorie Antonio Gramscis auseinandersetzen und prüfen, wie wir sie für unsere politische Praxis nutzen können. Dazu werden wir ausgewählte Texte aus Gramscis Gefängnisheften lesen, die er von 1929-1935 in faschistischer Haft schrieb.
Vielfältige Krisen, wie Kriege, Klimawandel, der wachsenden Ungleichheit zwischen Arm und Reich, Fluchtursachen und Hunger, spitzen sich immer weiter zu. Gleichzeitig sind die fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte historisch geschwächt und zersplittert, während rechte Bewegungen und Parteien erstarken. Die Zustimmung zur kapitalistischen Gesellschaftsordnung sinkt, gleichzeitig ist eine andere Gesellschaft kaum denkbar. Es erscheint einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus. Doch warum ist das so? Antonio Gramsci stellt uns mit seinem Denken Werkzeuge zur Verfügung, mit denen wir die unsere Gesellschaft kritisch analysieren und potentiell verändern können.
Gramsci arbeitet heraus, dass die Zustimmung zur herrschenden Ordnung, aber auch das Bewusstsein, sie könnte nicht verändert werden, nicht einfach entstehen. Stattdessen müssen sie immer wieder von oben organisiert und reproduziert werden. Er weist auf die Widersprüche von Herrschaftskonstellationen hin und zeigt Mittel auf, wie wir wirksam in sie intervenieren können. Dabei denkt er Gesellschaftsveränderung konsequent von unten und setzt auf eine Politik, die Menschen dazu in die Lage versetzt, ihre Situation selbsttätig und im Zusammenschluss mit anderen, zum Besseren zu verändern.
Gramscis großer Verdienst ist es, die Erfahrungen der Arbeiter*innenbewegung, das Scheitern der Revolution in Europa, den Aufstieg des Faschismus in Italien, theoretisch zu verallgemeinern. Aus ihnen entwickelt er eine Theorie der Wirksamkeit politischer Praxis, die auch heute noch lehrreich sein kann.
Die ausgewählten Textabschnitte sollen vor dem jeweiligen Treffen individuell gelesen werden, um sie dann gemeinsam zu diskutieren. Vorkenntnisse sind nicht notwendig, die Teilnahme ist kostenlos.
Der Lesekreis wird moderiert von Janis Wisliceny (Vorstandsmitglied Rosa-Luxemburg Stiftung Niedersachsen) und trifft sich 1x im Monat am Mittwoch um 18-20 Uhr online via Zoom an folgenden Terminen:
28.8./ 25.9./30.10./20.11./18.12/29.01./26.2/26.3.
Anmeldung unter: janis.wisliceny@rls-nds.de
Kontakt
Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen
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Telefon: +49 511 2790934