Wie haben sich Menschen in historischen Situationen im Angesicht von Verblendung, Unrecht und Lebensgefahr verhalten? Die Veranstaltungsreihe „Aus Liebe zum Leben“ geht biografischen Spuren nach, die von Erstem Weltkrieg, Novemberrevolution, deutschem Faschismus und Zweitem Weltkrieg gezeichnet wurden.
Was tun, wenn der Kaiser keine Parteien mehr kennt, sondern nur noch Deutsche? Wie handeln, wenn den Faschisten die Macht übertragen wurde - wenn Führer und Vaterland zum Rassenkrieg gegen den Osten trommeln? Welche Haltung der Einzelnen braucht es, um Geschichte zu machen? Ist, wer im Ersten oder Zweiten Weltkrieg „Nein“ gesagt hat, ein Verräter oder ein Vorbild? Handelt, wer seine eigene Haut retten will, feige und unpolitisch? Oder ist dieses Selbstgefühl die Voraussetzung für Empathie und Urteilsvermögen?
Wer ist bei klarem Verstand? Jene, die „ihre Pflicht erfüllen“, die „nur den Befehlen gehorchen“? Jene, die mit der Flotte in eine aussichtslose Seeschlacht auslaufen? Jene, die das Kanonenfutter in den Schützengräben stellen? Oder jene, die hasenfüßig davonlaufen, die sich verstecken, die fliehen, die sich heimlich davonstehlen, die den Gehorsam verweigern, die überlaufen, die das Gewehr wegwerfen oder gar gegen die eigenen Generäle umdrehen?
Wem wird die Geschichte Recht geben?
Und was können nachgeborene Generationen für ihre eigene Urteilsfähigkeit in ihrer Gegenwart daraus lernen?
Wie sollte antifaschistische und antimilitaristische Erinnerungskultur heute gestaltet werden?
Stadtrundgang, Kinofilme und Konzert - wir laden Sie und Euch im Frühsommer 2024 zur Auseinandersetzung mit ausgewählten Lebensgeschichten von Landesverrätern, Meuterern und Deserteuren ein.
Es sind Menschen in historischen Situationen, Begebenheiten aus unserer Nachbarschaft, die das lokale Geschehen mit der großen Welt verbinden.
Zur Veranstaltungsreihe lädt der Verein zur Förderung antifaschistischer Kultur e.V. in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V. ein. Gefördert vom Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen.
Zu den einzelnen Veranstaltungen:
1918 - Aufstand der Matrosen
Dokumentarfilm · D 2017 · 89 Minuten
Samstag, 1. Juni 2024 · 19 Uhr
Rotes Zentrum · Lange-Geismar-Straße 2-3 · Göttingen
"Kriegsverrat ist Friedenstat"
Stadtrundgang
Zum 109. Geburtstag von Ernst Fischer
Samstag, 8. Juni 2024 · 12 Uhr
Gänseliesel · Göttingen
"Es gibt nichts besseres, als den Krieg zu verraten"
Film und Gespräch
Dokumentarfilm von Annette Ortlieb · D 2023 · 63 Minuten
Donnerstag, 13. Juni 2024 · 20 Uhr
Kino Lumière · Geismar Landstraße 19 · Göttingen
"Und weil der Mensch ein Mensch ist ..."
Konzert mit Die Grenzgänger
Zeitlose Utopien aus sechs Jahrhunderten
Donnerstag, 27. Juni 2024 · 20:15 Uhr
APEX · Burgstraße 46 · Göttingen