Die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft Alt Rehse«

Über die Medizin im Nationalsozialismus und ihre aktuelle Aufarbeitung.

In Alt Rehse wurde ein großer Teil der Ärzte und Ärztinnen, Hebammen und Apotheker wie auch andere Angehörige gesundheitspolitischer Institutionen, die während des Nationalsozialismus ausgebildet wurden, ideologisch geschult und zu ÜberwacherInnen des deutschen Volkskörpers erzogen. Die Veranstaltung wird die Geschichte der "Führerschule" vorstellen und ihre Bedeutung für die nationalsozialistische Gesundheitspolitik diskutieren. Zudem wird in der Veranstaltung ein Blick auf die Aufarbeitung und aktuelle Situation in Alt Rehse geworfen. Die "Führerschule der Deutschen Ärzteschaft" in Alt Rehse ist einer der bisher weniger bekannten Orte, deren Geschichte wichtige Aspekte der Medizin- und Selektionspolitik im Nationalsozialismus verdeutlicht. Für die ideologische Schulung der Angehörigen gesundheitspolitischer Institutionen wurde im NS in Alt Rehse ein Schulungszentrum errichtet, das umgeben war von einem Ort, der zu einem nationalsozialistischen Musterdorf umgestaltet worden war. Der Lehrplan war gekennzeichnet durch einen rassenpolitischen und weltanschaulichen Unterricht, der die sozialdarwinistische "Rassenhygiene" propagierte und den "Lebenswert" vieler Menschen negierte.

Heute befasst sich vor Ort zum einen der "Verein für die Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e.V." (ebb) und zum anderen das direkt auf dem Gelände ansässige Projekt "Tollense Lebenspark" von sehr unterschiedlichen Positionen aus mit der Geschichte der Schulungsstätte. Während der Verein ebb eine regionalhistorische Gedenkstättenarbeit vertritt, sehen die Bewohner des "Tollense Lebensparks" auf ihrer Webseite in "der Geschichte des Parks, der in den 1930er Jahren eine nationalsozialistische Schule für Ärzte und jahrzehntelang Treffpunkt und Erholungsstätte für DDR-Militärs und Politiker war" eine "zusätzliche Aufgabe", der sie "angemessenen Raum geben, dabei aber den Schwerpunkt auf das Leben heute und konstruktive Impulse und Konsequenzen für Gegenwart und Zukunft legen" wollen. Die Biopolitik des Nationalsozialismus, die auf den Körper der Einzelnen und auf die Bevölkerung bezogenen Regulationsund Disziplinartechniken, nutzte die bekannten, eingeführten alltäglichen Techniken der Medizin für den Massenmord. Die meisten verantwortlichen Ärzte setzten nach dem Krieg ihre Karrieren fast bruchlos fort. Referieren wird auf der Veranstaltung Dr. Rainer Stommer, der Projektleiter von ebb. Die Veranstaltung führen wir in Kooperation mit dem AK Biopolitik im Verein lifeKritik durch.