Materialismus und Kultur -- Zur Aktualität von Walter Benjamin

Die Kulturwissenschaften haben nach wie vor Konjunktur; bei den fast unzähligen Readern und Sammelbänden zu den verschiedenen Themengebieten rund um den Komplex der Kultur taucht immer wieder der Name Walter Benjamin auf, in der Regel mit Hinweis auf seinen Essay ›Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit‹. Das Seminar soll Einblick in die vielfältigen Dimensionen des Benjaminschen Beitrags zum Komplex Materialismus und Kultur geben, orientiert an der Frage nach der Aktualität seiner kritischen Theorie.

Die Kulturwissenschaften haben nach wie vor Konjunktur; bei den fast unzähligen Readern und Sammelbänden zu den verschiedenen Themengebieten rund um den Komplex der Kultur taucht immer wieder der Name Walter Benjamin auf, in der Regel mit Hinweis auf seinen Essay ›Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit‹. Der 1936 veröffentlichte Text steht mithin im Zentrum einer materialistischen, das heißt von der kritischen Theorie Karl Marx’ ausgehenden Beschäftigung mit Kultur; dazu gehört, dass das, was wir eben heute – zum Teil recht diffus und nachlässig – »Kultur« nennen, erst u. a. mit Benjamin als dieser Bereich des modernen Lebens diskutabel wird: Wie kaum ein anderer hat Benjamin auf sozialen und technischen Veränderungen reagiert, die seinerzeit überhaupt erst eine kulturelle Alltagspraxis konstituierten. Benjamin hebt nicht nur auf die materiellen Bedingungen der Kultur und schließlich den materiellen Kulturbegriff selbst ab (im Gegensatz zu einem allein mit der »geistigen Sphäre« verbundenen Kulturbegriff), sondern entwickelt auch eine dezidiert materialistische Methode, eine kritische Theorie des Materialismus, die noch heute in den unterschiedlichsten kulturwissenschaftlichen Ansätzen ihresgleichen sucht. Benjamin hat sie in seinem so genannten ›Passagen-Werk‹ in Fragmenten hinterlassen: dabei lässt sich deutlich erkennen, dass Benjamins Materialismus eben keine Reduktion auf Kulturkritik ist (wie manche Lesarten es nahe legen), sondern radikale kritische Gesellschaftstheorie, die es auf Revolution der Verhältnisse anlegt. So zeigt die Schlussformulierung in Benjamins ›Kunstwerk‹-Aufsatz, mit der er eine Politisierung der Kunst als Antwort auf die Ästhetisierung der Politik fordert, eine dringliche Aktualität: nicht nur lassen sich Benjamins Thesen auf die heutige Situation gleichsam anwenden oder abbilden, sondern das, was wir heute »Kultur« nennen, scheint selbst in eine neue Konstellation gebracht werden zu können, wenn man die Phänomene noch einmal mit Benjamins Theorie konfrontiert. – Das Seminar soll Einblick in die vielfältigen Dimensionen des Benjaminschen Beitrags zum Komplex Materialismus und Kultur geben, orientiert an der Frage nach der Aktualität seiner kritischen Theorie. Roger Behrens, geb. 1967, studierte Philosophie und Sozialwissenschaften in Hamburg, Berkeley und Maastricht. Von 2001 bis 2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fak. Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar (bereich Ästhetik); Lehrbeauftragter u. a. an der Leuphana Universität Lüneburg (FB Kulturwis¬senschaften), an der Universität Hamburg (FB Erziehungs¬wissenschaft) und an der Universität Paderborn (Fak. Kultur¬wissenschaften / Musik). Redakteur der ›Zeitschrift für kritische Theorie‹, Mitherausgeber von ›Testcard. Beiträge zur Popge¬schichte‹. Freie journalistische und publizistische Tätigkeit vor allem für ›Jungle World‹, ›Streifzüge‹ und ›Phase2‹. Mitarbeit beim Freien Sender Kombinat in Hamburg; dort monatlich die Sendungen ›Freibaduniversität‹ und ›Radiobücherkiste‹. Zahlreiche Publikationen zur kritischen Theorie der Gesellschaft, Ästhetik und (Pop-)Kultur; Bücher u. a.: ›Postmoderne‹ (2008, 2. Aufl.), ›Kritische Theorie‹ (2008, 2. Aufl.), ›Verstummen. Über Adorno‹ (2004), ›Kulturindustrie‹ (2004). Demnächst erscheint: ›Weitermachen. Achtundsechzig und der Kommunismus‹ sowie ›Cultural Studies‹.
Für das Seminar ist eine Anmeldung erforderlich (über cgaedt@t-online.de oder 05331/905370). Nach erfolgter Anmeldung werden die ausgewählten Benjamin-Te