Das Lager als Struktur bundesdeutscher Flüchtlingspolitik

Asylsuchende, de facto-Flüchtlinge und geduldete MigrantInnen werden hierzulande seit 1982 in lagerähnlichen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, die dezentral über das Bundesgebiet verteilt liegen. Mit dem "Zuwanderungsgesetz" wurden Ausreiseeinrichtungen zur Forcierung "freiwilliger" Ausreisen als neue Lagerform kodifiziert...

Jenseits der öffentlichen Wahrnehmung werden momentan mehr als 100.000 Menschen in solchen Lagern verwaltet, entrechtet, gesellschaftlich segregiert und für den Behördenzugriff kontrolliert.

Nach einer Einführung in die versteckte Empirie der Entrechtungsstruktur Lager durch den Psychologen und Politikwissenschaftler Tobias Pieper wollen wir gemeinsam mit dem Referenten die gesellschaftstheoretische Funktion der Lagerunterbringung diskutieren: Wie ist das Lagersystem in die neoliberalen Produktionsverhältnisse ökonomisch eingebettet? Welche ideologische Funktion können Lager im Rahmen rassistischer Ethnisierungsprozesse übernehmen? Wie lassen sich die neuen Ausreiseeinrichtungen in die sich abzeichnenden Konturen einer neuen Flüchtlingspolitik einordnen?