Die Entwicklung der Medienindustrie
"Wer Herr und wer Knecht ist, das entscheidet sich nicht nur daran, wer über Kapital, Fabriken und Waffen, sondern auch, je länger je deutlicher, daran, wer über das Bewußtsein der anderen verfügen kann."
Das schreibt Hans Magnus Enzensbgerger in einem Essay, der inzwischen 60 Jahre alt. Sein Thema ist die "die industrielle Vermittlung und Veränderung von Bewußtsein", durch die "Bewußtseinsindustrie". Enzensberger nennt diese Industrie, zu der er er als ältesten und lehrreichsten Teil den Journalismus bzw. die klassischen Medien zählt, die "eigentliche Schlüsselindustrie des 20.Jahhrunderts". Die Bedeutung dieser Indusrie illustriert er mit den Worten: "Wo immer heute ein hochentwickeltes Land okkupiert oder befreit wird, wo immer es zu einem Staatsstreich, einer Revolution, einem Umsturz kommt, bemächtigt sich das neue Regime nicht mehr zuallererst der Straße und der schwerindustriellen Zentren, sondern der Sender, der Druckereien und der Fernmeldeämter.Während die Manger und Experten der Schwer- und der Konsumgüterindustrien sowie der öffentlichen Dienste ihre Position im allgemeinen behaupten können, werden die Funktionäre der Bewußtseinsindustrie unverzüglikch ausgewechselt." In diesen extremen Lagen werde Schlüsselstellung dieser Industrie sichtbar.
Als Auftrag und Leistung dieser Industrie benennt Enzensberger: die existierenden Herrschaftsverhältnisse "zu verewigen"; "Bewußtsein nur induzieren, um es auszubeuten” mit dem Ziel, "die Zustimmung der Beherrschten mit neuen , mit immateriellen Mitteln zu erwirken": "Gepfändet wird nicht mehr bloß Arbeitskraft, sondern die Fähigkeit, zu urteilen und sich zu entscheiden. Abgeschafft wird nicht Ausbeutung, sondern deren Bewußtsein. Es beginnt die Elimination von Alternativen im industriellen Maßstab."
Ausgehend von diesen Thesen wollen wir eine Blick auf die sogenannte Vierte Gewalt, auf die Massenmedien werfen, wollen die liberale (Verfassungs-)theorie und die kapitalistische Wirklichkeit der (globalen) Medienmonopole in den Blick nehmen und mit Ignacio Ramonet fragen, ob die Medien inzwischen ihre Funktion grundlegend geändert haben, ob ihre Inhalte ähnlich "vergiftet" sind wie viele Produtke der Nahrungsmittelindustrie.
20 Minuten einführen in das Thema wird der Journalist Rainer Butenschön.