Die »68er« in Ost und West

Zur Aktualität ihrer Träume und Erfahrungen

„Ich verstand die Welt nicht mehr, als ich nach Paris kam. Die hatten überall rote  Fahnen aufgehängt. Während sie die roten Fahnen gehisst haben, haben wir in Prag versucht sie herunterzureißen.“
(Miloš Forman, tschechischer Regisseur) In dieser Veranstaltung soll der Blick auf Protestbewegungen um 1968 in Osteuropa gerichtet werden mit Schwerpunkten auf der DDR und ČSSR. Wer waren „die 68er im Osten“? Wie wurden sie von der außerparlamentarischen Opposition (APO) in Westdeutschland gedeutet? Gab es Wechselwirkungen zwischen Ost und West? In der ČSSR gab es einen Erneuerungsversuch des Realsozialismus, während sich die 68er-Bewegung in der BRD zwischen antiautoritären Ideen und einem eher autoritären Maoismus  bewegte. So spaltete die Frage, ob die gewaltsame Niederschlagung des Prager Frühlings zu verurteilen oder zu begrüßen sei, den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS). Weniger wird wahrgenommen, dass es auch in der DDR eine Oppositionsbewegung gab, die teils an die Bewegung in Westdeutschland anknüpfte, teils ihr entgegengesetzt ausgerichtet war. Anders als im Westen konnte sich in der DDR kein oppositionelles Milieu entwickeln, das öffentlich seine Orientierungen zur Schau stellte, weil es dafür an Freiräumen mangelte. Abschließend soll gefragt werden, welche Lehren lassen sich in einer Zeit, in der der Neoliberalismus alle Lebensbereiche zu durchdringen droht, aus 1968 ziehen - und welche Träume haben heute noch Bedeutung?