10. Oktober 2023 Lesung/Gespräch "Wir Anhänger des Friedens haben die Pflicht"

Rolf Becker liest Texte von und über Carl von Ossietzky

Information

Veranstaltungsort

Kulturzentrum Pavillon
Lister Meile 4
30161 Hannover

Zeit

10.10.2023, 19:30 - 22:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Erinnerungspolitik / Antifaschismus, Krieg / Frieden

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Rolf Becker liest Carl von Ossietzky
Der Journalist Carl von Ossietzky kämpft als Soldat 1916 bis 1918 an der Westfront des Ersten Weltkrieges, unter anderem in der Schlacht von Verdun. Als entschiedener Pazifist kehrt er aus dem Krieg zurück, schreibt Artikel gegen die Romantisierung und Fortsetzung des Krieges. Unermüdlich setzt er sich für Frieden und Demokratie, gegen Militarismus und Chauvinismus ein.

1922 beginnt Carl von Ossietzky für die Wochenzeitschrift »Die Weltbühne« zu schreiben, später wird er Chefredakteur dieser wichtigen politischen Zeitschrift, für die u. a. Autoren wie Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Erich Kästner, Walter Mehring und Kurt Tucholsky schreiben. Ossietzky warnt früh immer wieder vor der faschistischen Gefahr, verteidigt die Weimarer Republik gegen die Nazis. Wegen des Satzes »Soldaten sind Mörder« (in einem Artikel von Kurt Tucholsky) wird Carl von Ossietzky angeklagt, aber 1932 freigesprochen.

»Der Krieg ist ein besseres Geschäft als der Friede. Ich habe noch niemanden gekannt, der sich zur Stillung seiner Geldgier auf Erhaltung und Förderung des Friedens geworfen hätte. Die beutegierige Canaille hat von eh und je auf Krieg spekuliert.«
Carl von Ossietzky in der Weltbühne vom 8. Dezember 1931

Nach der Veröffentlichung des Weltbühne-Artikels »Windiges aus der Luftfahrt«, mit dem 1929 der Flugzeugkonstrukteur Walter Kreiser die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufdeckt, wird er Ende 1931 wegen Verrat militärischer Geheimnisse zu 18 Monaten Gefängnishaft verurteilt. In einem Brief an seine Frau schreibt er: »Unter Hochrufen ging ich durchs Gefängnistor. Dieser Tag, der der traurigste hätte werden können, ist für mich der stolzeste meines Lebens geworden«.

Nach der Übertragung der Regierungsmacht auf die Nazis wird er noch in der Nacht des Reichtagsbrandes 1933 erneut verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager (KZ) deportiert. Wenig später verbieten die Nazis die »Weltbühne. Über das KZ Sonnenburg im heutigen Polen wird er in das KZ Esterwegen im Emsland verschleppt. Hier müssen Häftlinge in Zwölf-Stunden-Schichten in den umliegenden Mooren arbeiten, eine unmenschliche Quälerei, die viele nicht überleben. Carl von Ossietzky wird in der KZ-Haft übel misshandelt. Ein Schweizer Diplomat beschreibt ihn nach einem Zusammentreffen im Jahr 1935 als »zitterndes, totenblasses Etwas, ein Wesen, das gefühllos zu sein schien, ein Auge verschwollen, die Zähne anscheinend eingeschlagen.«

Währenddessen setzen sich seine Unterstützer dafür ein, dass dem Journalisten der Friedensnobelpreis zugesprochen wird. Auch Albert Einstein und Thomas Mann machen sich für ihn stark. 1936 klappt es schließlich und er nimmt den Preis gegen den Willen des Nazi-Regimes an. Wenige Tage vor der Verleihung in Norwegen (zu der er nicht fahren darf) wird er, stark geschwächt und infiziert mit Lungentuberkulose, offiziell aus der Haft entlassen und in ein Krankenhaus verlegt. Am 4. Mai 1938 stirbt Carl von Ossietzky an den Folgen der Krankheit und den schweren Misshandlungen, noch immer unter Polizeiaufsicht.

Schauspieler, Gewerkschafter und politische Internationalist Rolf Becker wird auch als profilierter Synchron- und Hörspielsprecher geschätzt. Die Texte seiner Lesung hat er 1994 zusammen mit Eckart Spoo ausgewählt und für die Lesung in Hannover aktualisiert.

Eintritt: 8€ (4€ mit Aktiv-Pass)
Karten bei allen Vorverkaufsstellen und unter https://pavillon-hannover.de

Eine Kooperation von Aufstehen für den Frieden, Hannover!, dem ver.di-Bildungswerk, dem Rosa Luxemburg Club hannover, Projekt moderner Sozialismus e.V. Hannover und Zeitschrift und Verlag Ossietzky.

Standort

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen

Telefon: +49 511 2790934