Publikation Deutsche / Europäische Geschichte Zur Entstehung der DDR: Antworten und neue Fragen

Vortrag von Prof. Dr. Mario Keßler am 23. Juli 2024 beim Chemnitzer Theoriefestival «Kantine»

Information

Reihe

Online-Publ.

Autor

Mario Keßler,

Erschienen

September 2024

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Zwei sowjetische Soldaten und zwei Mädchen aus der DDR bei einem Freundschaftstreffen zwischen der FDJ und sowjetischen Komsomolzen in Berlin, undatiertes Foto von 1974.
Freundschaftstreffen zwischen der FDJ und sowjetischen Komsomolzen in Berlin, 1974 Foto: picture alliance / zb | Volkhard Kühl

Das Thema beim diesjährigen Chemnitzer «Kantine Festival» war die «Zone» und damit eine Analyse und Kritik der DDR. Der Historiker Mario Keßler stellt in seinem Beitrag ein Herrschaftssystem vor, das auf eine «Mischung aus Repression und Toleranz» setzte, zunehmend aber auf gebrochene Loyalitäten traf. Hier ein Auszug:

«Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen steht deshalb zunächst die Frage nach der inneren Kohärenz wie nach der Anpassungsfähigkeit des sowjetischen Herrschaftssystems in Ostdeutschland. Das bedeutet, aus der Fülle an Problemen die damit verknüpften politischen Fragen hervorzuheben. Ökonomische und soziologische Fragestellungen, die gleichermaßen wichtig sind, müssen aus Zeit- und Platzgründen zurücktreten. Zunächst sollen die beiden Begriffe Repression und Toleranz als analytische Kategorien zur Untersuchung je spezifischer Herrschaftsmethoden dienen, die eine differenzierte Untersuchung von Beharrung und Wandel dieses Herrschaftssystems erlauben.

Diese Fragestellung ist nicht neu. Doch möchte ich daran anschließend die Perspektive erweitern und die Entstehung der DDR stärker in die gesamteuropäische Geschichte und nicht zuletzt in die Geschichte der sozialistisch-kommunistischen Bewegung einordnen, die für die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus auch auf offene Konstellationen der Politik verweist. Natürlich war bekannt, dass in der DDR, und dies unterschied den deutschen Teilstaat von anderen Staaten des Sowjetblocks, mehr als 300.000 Sowjetsoldaten stationiert waren. Die westliche Staatsgrenze der DDR bildete die Frontlinie im Kalten Krieg. Doch waren Frontlinien nicht ein für alle Mal so klar gezogen, wie sie im Nachhinein auf der politischen Karte aufscheinen mögen. (...)»

Wir danken Mario Keßler, dass er uns seinen Vortrag in voller Länge zur Dokumentation zur Verfügung gestellt hat.

Uwe Sonnenberg, September 2024
 

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Zum Autor

Mario Keßler, Prof. Dr., geb. 1955 in Jena, arbeitete bis 2021 am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung und unterrichtete an der Universität Potsdam. Daneben hatte er zahlreiche Gastprofessuren, darunter oftmals an der Yeshiva University in New York, inne. Seine Arbeitsgebiete sind moderner Antisemitismus, internationale Arbeiterbewegung und Historiografie-Geschichte. Er schrieb bisher 28 Bücher in deutscher und englischer Sprache. Hinzu kommt eine umfangreiche Tätigkeit als Herausgeber.