4. Juli 2018 Diskussion/Vortrag Europastrategien des Deutschen Kapitals 1900-1945

Überblick und Diskussion zum Werk von Reinhard Opitz.

Information

Veranstaltungsort

Bürgertreff Moritzberg
Hachmeisterstraße 1 / Ecke Alfelder Straße
31139 Hildesheim

Zeit

04.07.2018, 18:00 - 20:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Erinnerungspolitik / Antifaschismus, Kapitalismusanalyse

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Das zunehmende Bedürfnis nach einer Aufarbeitung der Expansionsstrategien des deutschen Kapitals, zunächst besonders seiner Europastrategien, entspringt evidenterweise weniger einem rückwärtsgewandten Interesse als weit mehr dem Motiv, das politische Geschehen der unmittelbar jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart in all seinen wirklichen Zusammenhängen zu begreifen. Tatsächlich kommt keine Diskussion, die heute auch nur irgendwie diesem Bemühen zuzurechnen ist, ohne die Kenntnis der kapitalistischen Expansionskonzeptionen, ihrer wichtigsten periodenspezifischen Ausprägungen und jeweiligen ideologischen Vortragsformen aus. Das gilt nicht nur - wenn auch freilich zuallererst - für die zeitgeschichtlichen Diskussionen über die Geschichte und Vorgeschichte des zweiten und des ersten Weltkrieges und die in diesem Zusammenhang jeweils geführte Kriegsursachen-, Kriegsziel- und Kriegsschulddebatte. Es gilt auch nicht nur - so wenig dies allerdings unseren Historikern, da wir hier schon in allergische Nähe zur Gegenwart geraten, überhaupt im Blickfeld zu liegen scheint - für jede Beschäftigung mit der Außenpolitik der Regierungen der Weimarer Republik wie für die Interpretation übrigens auch eines gut Teils ihrer Innenpolitik und zahlreicher einzelner Erscheinungen und Vorgänge der Weimarer Zeit. Es gilt genauso für die Mehrzahl der in den letzten Jahren geführten gesellschaftstheoretischen Diskussionen über das Verhältnis von Ökonomie und Politik, es gilt insbesondere für die Imperialismusdebatte und die Faschismusdebatte, es gilt für alle Diskussionen über die Staatsfunktion im Monopolkapitalismus und den "staatsmonopolistischen Kapitalismus", es gilt für die Ideologiedebatte, die Demokratiedebatte usw. Und es gilt natürlich auch und erst recht für alle Erörterungen der unmittelbar aktuellen Außenpolitik, darunter wiederum gerade auch ihrer europabezogenen Seiten, nicht nur der unter die gleichsam offiziellen Stichworte "Europapolitik" und "Europadiskussion" im EG-Sprachgebrauch fallenden, sondern auch all ihrer übrigen, unter welchen Bezeichnungen immer - ob als Ostpolitik, Mittelmeerpolitik, Balkanpolitik, Nordeuropapolitik usw. - sie firmieren. Es gilt, wie spätestens an letzterem bemerkbar, damit dann aber natürlich und nicht zuletzt auch für jeden Versuch einer Aufarbeitung und Darstellung der Geschichte der Bundesrepublik, deren Anfänge und staatskonstituierenden Ausgangskonzeptionen sich ebensowenig wie ihr weiterer Weg abgetrennt vom Kontext der klassischen deutschen Kapitalstrategien verstehen lassen.

Einführung und Diskussion mit Ralf Jürgens.

Veranstaltung des Rosa Luxemburg Club Hildesheim

 

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