Dokumentation Wem gehört die Stadt?

Eine Veranstaltung in der Reihe "urban futures. Stadt im Wandel"

Information

Veranstaltungsort

Pavillon am Raschplatz
Lister Meile 4
30161 Hannover

Zeit

24.09.2012

Themenbereiche

Ungleichheit / Soziale Kämpfe, Wirtschafts- / Sozialpolitik

In der Veranstaltung wird erläutert, wie sich Nutzung und Besitzverhältnisse in Städten, aber auch das Verständnis davon, was Stadt und öffentlicher Raum ist, verändert haben. Zusammen mit Susanne Heeg diskutieren wir, wie sich Städte in als Ort des Wohnens, Konsumierens, Produzierens, des Politischen und Kulturellen und der Freizeitgestaltung verändert haben und welche widerständigen Potentiale und Gegenbewegungen es gibt. Oliver Förste, Abgeordneter der Linksfraktion im Rat der Stadt Hannover, wird im Anschluss die Situation in Hannover darstellen.

Mit Prof. Dr. Susanne Heeg, Professorin für Geographische Stadtforschung am Institut für Humangeographie. Ihr Forschungsinteresse liegt in der Untersuchung von Städten als Kristallisationspunkte gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und als lokale Knotenpunkte im Netzwerk globaler Dynamiken. Dabei setzt sie sich mit Prozessen auseinander, die zum Bedeutungsgewinn von Städten im globalen Zeitalter geführt haben sowie mit Entwicklungen innerhalb von Städten und Stadtregionen.
Innerhalb dieses allgemeinen Rahmens beschäftigt sie sich insbesondere mit den Bedingungen und Faktoren in der Produktion der gebauten Umwelt. Sie untersucht, wie sich eine Liberalisierung der Finanz- und Immobilienmärkte auf die bauliche Entwicklung in Städten auswirkt. Weiterhin analysiert sie den Prozess und die Auswirkungen einer Globalisierung der Immobilienwirtschaft.

BÄRBEL REISSMANN

«DIE TRINKER SOLLEN WEG»


IM WANDEL DER STADT ZEIGEN SICH SOZIALE KONFLIKTE BESONDERS DEUTLICH

Im städtischen Wandel prallen gesellschaftliche Interessen aufeinander, hier werden Konflikte greifbar, die eine große Anzahl Menschen direkt in ihrem Alltagsleben betreffen. Auch deshalb eignen sich stadtpolitische Themen in besonderem Maße für die politische Bildungsarbeit.

In Hannover fand diesen Herbst die Veranstaltungsreihe «urban future(s) – Stadt im Wandel» statt, nach «Stadt(teil)Wandeln!» bereits die zweite Veranstaltungsreihe zu den sozialen, wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Aspekten der Veränderung des Urbanen, an der sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen dieses Jahr beteiligte. In beiden Fällen haben breite und sehr engagierte Bündnisse die Veranstaltungsreihen getragen. In beiden Fällen stießen sie auf reges Interesse.

An städtischen Themen können übergreifende gesellschaftliche Konflikte deutlich werden. Doch welche Konflikte überhaupt in den Fokus rücken und zum Gegenstand der Beschäftigung mit der Stadt werden, ist ebenfalls ein umkämpftes Feld: Liegen die Probleme vor allem in der sozialen Ungleichheit in den Städten? In den Eigentumsverhältnissen? In der Frage danach, was öffentlicher Raum ist und sein könnte? In repressiven ordnungspolitischen Konzepten? In politischer Machtverteilung und den daraus folgenden städtebaulichen und infrastrukturellen Entscheidungen? Oder in Fragen des Zugangs zu Ressourcen, etwa beim Erdöl? Und welche politischen Handlungsmöglichkeiten werden schließlich positiv herausgestellt?

Privilegierte Gruppen zeigen sich ungemein mobilisierungsfähig, wenn es darum geht, Front gegen unliebsame NachbarInnen (z.B. Flüchtlingsunterkünfte, TrinkerInnen etc.) zu machen oder ihre Partikularinteressen, z.B. in der Bildungspolitik oder auf dem Wohnungsmarkt, durchzusetzen. Solidarität ist eine Frage, die sich auch im räumlichen Nahumfeld stellt, und Emanzipation und Empowerment sind auch Angelegenheiten des Städtischen. In unserer Bildungsarbeit versuchen wir, Freiräume zu schaffen, in denen Interessen ausgelotet, artikuliert, in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verortet und als Forderungen nach außen getragen werden können.

Städte sind Orte von Träumen und Utopien, aber auch von Dystopien. Wollen wir ernst machen mit dem Anspruch, Verbindungen zwischen den Alltagserfahrungen von Menschen und gesellschaftlichen Herrschaftsstrukturen herzustellen, ist die Stadt ein idealer Ort für die Diskussion politischer Konzepte.


BÄRBEL REISSMANN LEITET DAS REGIONALBÜRO NIEDERSACHSEN DER ROSA-LUXEMBURG-STIFTUNG IN HANNOVER