Brennpunkt Hochschulpolitik: Welche Hochschule wollen wir? Universitäten im Spannungsfeld von unternehmerischem Denken, gesellschaftlicher Verantwortung und freien Wissenschaften”

Podiumsdiskussion

Vor dem Hintergrund des seit Ende der neunziger Jahre auf europäischer Ebene angestoßenen Bologna-Prozesses und seiner Verschränkung mit der wirtschaftspolitisch motivierten so genannten Lissabon-Strategie finden an den Hochschulen sowohl inhaltliche als auch strukturelle Transformationen statt, welche einerseits die gesellschaftliche Positionierung von Hochschulen betreffen und andererseits deren Aufgaben(bereiche) tangieren. So zeichnet sich zunehmend ein grundlegender Strukturwandel ab, der sich am Leitbild der so genannten „unternehmerischen Hochschule“ orientiert. Vermehrt werden im inner- und außeruniversitären Diskurs Begriffe wie „Entrepreneurship“, „Wettbewerb“, „Exzellenz“ und „Management“ mit Hochschulen in Verbindung gebracht. Vor diesem Hintergrund werden Hochschulen als Ausbildungseinrichtungen gedacht, die ihre Studienabschlüsse in erster Linie an den Anforderungen der Arbeitergeber/innen und des Arbeitsmarktes orientieren. Auch die Struktur der neuen Studiengänge bleibt davon nicht unberührt – so kommt es mit der Umstellung auf Bachelor- und Master zu einer Verkürzung, Verdichtung und stärkeren Verschulung der Lehre. Darüber hinaus entsprechen auch Forschungsprogramme verstärkt der Logik von Nachfrage und Wettbewerb. Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen nehmen in Form von Public Private Partnerships (PPP) zu. Im Rahmen der Ringvorlesung „Wissenschaft macht Geschichte“ und der studentischen hochschulpolitischen Ringvorlesung im Wintersemester 2008/09 laden wir zu einer offenen Podiumsdiskussion zum skizzierten Themenspektrum ein. Mit Vertreter/innen aus Wissenschaft, Hochschulpolitik und Gesellschaft werden Fragen diskutiert wie:
  • Welche Konfliktfelder sind aktuell innerhalb der Hochschulen selbst, zwischen den einzelnen Hochschulen sowie zwischen Hochschulen, Wirtschaft und Politik zu verzeichnen? Welche Widersprüche und Schnittmengen lassen sich zwischen den verschiedenen Interessenslagen ausmachen?
  • Welche Konsequenzen für die hochschulpolitische Entwicklung haben sich innerhalb der letzten Jahre aus dem Bologna-Prozess und seiner Verschränkung mit der Lissabon-Strategie ergeben?
  • In welchen gesellschaftlichen und historischen Kontext lassen sich diese Entwicklungen und Konfliktfelder einordnen?
  • In welchem Verhältnis stehen das Modell einer „unternehmerischen Hochschule“ und die Umstellung auf Bachelor und Master zur Studiums- und Wissenschaftskultur?
  • Welche Maßnahmen können vor diesem Hintergrund zur Förderung einer demokratischen Hochschulkultur von allen Beteiligten ergriffen und unterstützt werden?
PodiumsteilnehmerInnen: Prof. Dr. Sascha Spoun (Präsident der Leuphana Universität Lüneburg) Dr. Daniela De Ridder (Mitarbeiterin des Centrums für Hochschulentwicklung CHE) Dr. Andreas Keller (Leiter des Vorstandsbereiches Hochschule und Forschung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW) Prof. Dr. Reinhard Brandt (Professor für Philosophie und Spezialist für Universitätsgeschichte, Universität Marburg) Moderation: Sonja Staack (Mitglied des Bundes demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, BdWi)